Nun sind schon paar Wochen seit dem ultimativen Tag dem 3.7.22 vergangen.
So wirklich realisiert habe ich immer noch nicht, was an diesem Tag so abging. Das ist auch der Grund, warum ihr so lange auf diesen Beitrag warten musstet. Außerdem war ich eigtlich gefühlt nur noch angespannt und konnte kaum mehr klar denken. So vor der ersten Langdistanz, vor dieser großen Unbekannte… Alles was noch daheim anstand hatte schon die Bezeichnung „nach Roth mach ich das“. Da braucht man einen starken Rückhalt Zuhause, sonst kann so ein Projekt nur scheitern…
Ich bin irgendwie immer noch sprachlos,finde irgendwie nicht die richtigen Worte dazu. Ich kann nur sagen, ich muss da unbedingt wieder hin. Deshalb hab ich mir eine Woche später auch gleich wieder einen der begehrten Startplätze ergattern können. Ihr seht es schon…. Die ChallengeRoth bat mich in ihren Bann gezogen.
Die Stimmung,die Menschen an der Strecke, die vielen Helfer die ganze Region, dieses Rennen oder nennen wir es Veranstaltung lässt dich nur strahlen und du zweifelst keine Minute daran dieses Ding durchzuziehen.
„what the f…. Du bist da am Sonntag dabei“
Viele fragen sich ,was passiert da mit einem selbst, wenn man die Startnummer abholt. Von nun an gibt es kein Zurück und glaub mir du kannst die Anspannung förmlich riechen. Ich habe meine Startnummer noch am Donnerstag bei unserer Anreise abgeholt. Mein Thomas, meine Freundin Steffi und natürlich meine sechs Hunde haben mich begleitet. Freitag kamen dann noch Taschi, Michl und die Mädels zu uns aufm Campingplatz. Nun war meine persönliche Supportercrew komplett.
Geschlafen hab ich bis Montag nicht viel. Irgendwie hatte ich ständig Kopfkino,was ist wenn… Aber hey warum solche Gedanken. Du hast gut und ordentlich trainiert, dein Lieblingstrainer würde dich nie auf diese Distanz schicken, wenn er dir das nicht zutraut und sich sicher ist, dass du es schaffst. Und wenn du dir jetzt noch zwanzig Mal sagst du schaffst es nicht, dann kannst du es auch nicht schaffen… Also fing ich wieder an mir den Tag vorzustellen, wie ich ihn gern haben würde. Das hat mir Sylvi mal erzählt. Sie hat sich das vor ihrer Langdistanz vorgenommen positiv zu Denken und mit der Kraft der Gedanken ihr Ziel zu erreichen. Was soll ich sagen,das fühlt sich echt gut an. Mal davon abgesehen, dass dieser 3.7 viel genialer war als ich ihn mir vorgestellt habe, aber mir hat diese Einstellung geholfen,ein wenig abschalten zu können.
Also gut,so ging es die Tage immer weiter und man merkt von links und rechts der Triathlon ist mehr als präsent, alles spricht davon und ich dachte mir „what the f…. Du bist da am Sonntag dabei“
Als wir die Wechselbeutel gepackt haben, hab ich gefühlt 1000 Mal kontrolliert, ob auch ja alles drin ist. Aber was ist eigtlich alles? Das ist wieder so eine Situation, die einfach anders zu den kürzeren Distanzen ist. Ich musste mich zusammen reißen nicht zu explodieren oder in Heulkrämpfe vor lauter Aufregung zu versinken. Ich hab sowas echt noch nie erlebt. Da war ja die Kälteschlacht von Ingolstadt diesen Jahres lächerlich für mich.
Aber gut, also wieder neu sortieren, mich bei meinen Leuten für die Launen entschuldigen und mit Jessy Mal zum spazieren gehen.
Jessy und ich haben uns Samstag Morgen zum ersten Mal in unserem Leben getroffen, es war aber wie heim kommen. Wir verstanden uns ab der ersten Minute und sie nahm mir tatsächlich ein wenig die Angst vor meinem großen Tag. Wir haben uns für Nachmittag zum einchecken verabredet und auch da hat sie mir alles super erklärt und gezeigt. Ich denke heute noch an den Satz „da den großen Baum und dann links abbiegen, dann bist du bei deinem Bike“. OK ich konnte mir zwar den Baum merken,aber mein Rad hab ich trotzdem nicht gleich gefunden.
Nach dem Einchecken hab ich noch Jessys Mann und Tochter kennen gelernt.
Warum ich das so ausführlich erzähle, werdet ihr beim Racebericht erfahren.
So noch eine Nacht nicht schlafen,im Kopf nur Chaos, Durcheinander aber in einem Punkt war ich mit mir im Klaren…ich werde diese Ziellinie überqueren.
Ich werde diese Ziellinie überqueren
Sonntag Morgen bzw eher Nacht ging es dann nun endlich los. So langsam wurde aus der Anspannung pure Freude auf diesen Tag. Gleich darf ich einen ganzen Tag lang meinen Lieblingssport machen und werde dabei ganz viele tolle Menschen treffen,sehen und erleben dürfen.
Um Fünf waren wir am Kanal, diese Stimmung wie die Sonne aufgeht, einfach nur wunderschön. Ich machte die Augen zu und genoß diesen Augenblick.
Die Zeit zum Start verging wie im Flug. Viele Bekannte in der Wechselzone getroffen und noch gequatscht, 37 1/4mal noch auf der Toilette gewesen und dann war es endlich soweit. 6:50 der Startschuss für die Menschen mit Handicap und ich hatte keine Zeit zum überlegen, was da jetzt los geht.
Ich schwamm, ich radelte und lief und hatte den ganzen Tag einfach nur Spaß,ich fühlte mich großartig,war so dankbar hier sein zu dürfen und genoss einfach nur jede Minute, auch die wo ich zwei Std lang mit Übelkeit zu kämpfen hatte. Auf der Laufstrecke war es besonders schön man könnte Mal nen kurzen Smalltalk halten,aber ich hatte nie das Bedürfnis aufhören zu müssen,musste mich nie motivieren ich wollte einfach dieses Stadion von innen sehen.
Die letzten 15km waren die besondersten. Da stand mein Trainer Michael Krell, paar Meter weiter Sylvi, Jannis, Ingo und der kleine Charlie, hab ich noch wen vergessen? Ich weiß es nicht. Dann traf ich eine Frau vor Büchenbach,die vergeblich versuchte ihre Männer zu motivieren,weiter zu laufen. Irgendwann sprach sie mich an,wir quatschten einige Zeit und von da an konnte ich wieder das Laufen aufnehmen. Leider hab ich mir ihren Namen nicht merken können…
Die Übelkeit war endlich überstanden..und dann kam Jessy, wir liefen dann gemeinsam weiter.
Die Menschen am Straßenrand waren unermüdlich uns anzufeuern. Ich hatte, glaube ich, ein Dauergrinsen im Gesicht. Sylvi begleitete mich die letzten Kilometer,ich war schon wieder für Späße zu haben. Nun ist es nicht mehr weit und die Gefühle fahren irgendwie Achterbahn.
2012 hatte niemand daran gedacht,dass ich überhaupt nochmal einen Fuß vor den anderen setzen werde oder das ich es bis hierher schaffe. Ich selbst hatte auch oft Zweifel, die Behandlungen sind einfach so hart,so kräftezehrend und machen mich immer kaputt.
Aber nein ich bin hier,ich lebe,
ich liebe das Leben, ich liebe mein Leben,meine Leute um mich rum und meine Tiere und gemeinsam haben wir es bis hierher geschafft. Noch zwei Kilometer man hört das Stadion schon…. Und dann biegst du da ein, die vielen Menschen jubeln,freuen sich mit jedem der ins Ziel kommt. Die Stimmung ist der absolute Wahnsinn, man kann es eigtlich nicht beschreiben.
Und da war es nun… Das Ziel ist vor mir und ich dachte mir: Wo ist Thomas, wo ist Steffi wo sind die Mädels, Taschi und Michl…. Ach man wie schön wäre es, wenn das die Rettungshundestaffel sehen könnte, aber ich weiß das Alle daheim mitgefiebert haben. Geschafft und ich stand irgendwie hilflos rum, mit meiner Medaille um den Hals. Jessy kam auf mich zu und wir umarmten uns vor lauter Freude.
Dann stand Thomas vor mir. Ich war völlig irritiert, was er da macht, aber dann fiel mir ein, dass er ja Zutritt hat, um mir zu helfen. Er meinte,wir müssen hier schnell raus… Und dann gab es kein Halten mehr…. Meine Rettungshundestaffel ist tatsächlich nach Roth gefahren um mich zu unterstützen. Ich hab mich soooo sehr gefreut und während ich das hier so schreibe kommen tatsächlich wieder ein paar Tränchen.
Auch was in unserer Zuhause Supporter Gruppe abging… Ich kann es immer noch nicht glauben,nicht fassen und realisieren was das für ein wunderbarer Tag war mit so vielen tollen Menschen.
Getreu meines Mottos „Fight until the End“ ist nun wieder ein Kapitel in meinem neuen Leben geschrieben.
Ich kann jedem nur Mut zusprechen, durchzuhalten,zu kämpfen vor allem für sich selbst, und wir sind nicht allein.
LANAKILA – SIEGE ÜBER DICH SELBST.