Anna schreibt über ihre persönlichen Erfahrungen als Triathletin während der Schwangerschaft und nach der Geburt
Ich bin Anna Rhode, im zweiten Jahr im Team der Lanakila Racers, 30 Jahre alt und seit dem 27. Februar 2019 Mutter einer wundervollen Tochter.
Seit circa 5 Jahren mache ich ganz aktiv Sport. Begonnen hat es mit diversen Laufveranstaltung bis hin zum Marathon und auch an Radsportveranstaltungen nahm ich erfolgreich teil. Es dauerte nicht mehr lang bis ich dann die Leidenschaft zum Triathlon entdeckte und auch hier über alle Distanzen an den Start ging – zunehmend ambitioniert.
2018 habe ich mich dann gezielt auf den Ironman Hamburg vorbereitet und nur wenige Wochen vor dem Start von meiner Schwangerschaft erfahren. Somit war ich dann als Zuschauer vor Ort 🙂
Da merkt man doch, dass man Sport für Zwei treibt.
Zum Glück gehörte ich zu den Frauen ,die keinerlei Beschwerden während der Schwangerschaft hatten, also blieb auch meine Schwangerschaft in den ersten Wochen unbemerkt.
Der Fokus lag zu dieser Zeit auf dem Langdistanztraining, also war ich fleißig und intensiv bei der Sache…
Bei meiner Teilnahme an dem legendären Staffellauf auf dem Rennsteig, bei dem ich eine circa 22 km lange Etappe lief, bemerkte ich, dass mit meinem Körper irgendetwas nicht stimmte….Ich war fix und foxi und verlor unterwegs völlig die Lust am laufen, was ich von mir gar nicht kannte. Am Etappenende angekommen brauchte ich erst mal einige Stunden Ruhe um mich zu erholen.
Zu diesem Zeitpunkt war ich schon einige Wochen schwanger und in meinem Körper fanden allerlei Veränderung statt.
Einige Tage später schnürte ich erneut die Laufschuhe um einen längeren regenerativen Lauf in Angriff zu nehmen – auch hier war ich verwundert über meinen erhöhten Puls.
Ein Besuch bei einer Freundin verschaffte Klarheit. Schwangerschaftstest: Positiv!! Wahnsinn!! Zu Hause angekommen überraschte ich auch meinen Ehemann und die Freude war groß.
Im gleichen Moment war uns aber klar, dass sich allerlei verändern wird. Unwissend von meiner Schwangerschaft, habe ich mit meiner Tochter an zwei Laufveranstaltungen und einem Triathlon über die Sprintdistanz teilgenommen…aber nun wusste ich ,dass mein Körper mehr Ruhe braucht. Eine solche Strapaze wie ein ironman-Training oder gar dessen Finish undenkbar! Unverantwortlich.
Step by Step fuhr ich das Training, welches zu diesem Zeitpunkt sehr intensiv war, zurück.
Ein komisches Gefühl.
Aber die Vorfreude auf das kleine Wesen in meinem Bauch wuchs ins Unermessliche.
Trotzdem war es mir wichtig so fit wie möglich und mit viel Bewegung und Zeit an der frischen Luft durch die Schwangerschaft zu kommen. Aber Geschwindigkeit, Pace, Umfang und Co. egal.
Lediglich meinen Puls hatte ich im Blick ,welcher sich drastisch erhöhte und das Laufen ging allmählich ins Walken über. Da merkt man doch, dass man für Zwei Sport treibt😅
Außerdem verschlechtert sich während der Schwangerschaft zunehmend der Gleichgewichtssinn, man neigt eher dazu umzuknicken und muss sich noch mehr konzentrieren. Auch die Sehnen und Bänder lockern sich ,was erhöhte Vorsicht bei sportlichen Aktivitäten fordert.
Wichtig ist es,sich nicht zu überanstrengen.
Je weiter die Schwangerschaft voranschritt, desto mehr Gehpausen machte ich auf meinen Laufstrecken. Auf dem Fahrrad saß ich nach und nach immer aufrechter und im Schwimmbad war ich auch nicht mehr so oft wie vorher, da ich vorsichtig war und mir keine Infektionen einfangen wollte.
Mittlerweile kugelrund und 15kg schwerer, stand das nächste Highlight kurz bevor!
Die Geburt ist ein sportliches Highlight !
Im Krankenhaus angekommen hatte ich noch eine Nacht Ruhe bevor es soweit war. Sportlich gesehen ein absoluter Höhepunkt, ähnlich wie bei einem Ironman ist der Weg ist anstrengend, viele Höhen und Tiefen unterwegs. Doch das Ergebnis ist unbeschreiblich schön und Gänsehaut pur!
Nach knapp 11 Stunden (sub11😅) hielten wir unsere Tochter in den Armen.
Ich hatte ein positives Geburtserlebnis. Getrieben durch den Gedanken, dass ich eine unproblematische Schwangerschaft hatte und mich immer gesund ernährt und fit gehalten habe, ging ich optimistisch an das *Erlebnis Geburt*. ich bin überzeugt fitte Frauen, die ihre Schwangerschaft aktiv gestalten, haben Vorteile bei der Geburt.
Unmittelbar nach der Geburt beginnen zahlreiche Prozesse im Körper, in denen sich der Körper von Schwangerschaft auf Milchproduktion umstellt. Bei jeder Frau macht sich das unterschiedlich schwer bemerkbar.
Auf das Anraten der Schwestern ,begann ich bereits am nächsten Morgen mit gezielten Übungen um die Beckenbodenmuskulatur zu stärken. Da ich die Geburt wirklich sehr gut verkraftet habe, konnte bereits am nächsten Früh, an der frischen Luft spazieren gehen, was mir sehr gut tat.
Es lebe Vitamalz und Bockshornklee
Da war er auf einmal dieser Moment, wo alles anders ist als vorher. Von nun an sind wir eine kleine Familie und haben mehr Verantwortung denn je!
Ein tolles Gefühl ohne Frage – aber auch viele Gedanken machten sich breit. Bin ich der Herausforderung gewachsen? Mache ich alles richtig? Wie gestalte ich nun meine Tage? Bin ich eine gute Mutter? Kann ich mein Kind ausreichend ernähren?
Dass die Muttermilch das Beste für das eigene Kind ist, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Umso größer war bei mir der Wille, mein Kind zu stillen! So oft geplagt durch die Frage, ob meine Milch reicht, drehte sich bei mir in den ersten Wochen alles rund um das Thema Stillen. Hier griff ich auch auf verschiedene Hausmittel zurück: Vitamalz , Stillttee und Bockshornklee stehen nun täglich auf dem Ernährungsplan. Und auch bei den Aktivitäten hieß es, lieber einen Gang zurück schalten, da sich der Körper sonst nicht ausreichend auf die Milchproduktion konzentrieren kann.
Vom Einzelsport zum Familienerlebnis
Nach knapp vier Wochen war es dann soweit. Neben zahlreichen Spaziergängen in den ersten Wochen, plante ich meinen ersten offiziellen Lauf. Ein unglaubliches Gefühl! Ich war so glücklich und hatte so ein breites Grinsen im Gesicht! Die Geschwindigkeit war hier ganz egal.
Vorher habe ich mich natürlich bei meiner Hebamme vergewissert, dass ich gesundheitlich in der Lage bin und ohne Bedenken joggen kann.
Hier ist es ganz wichtig anzumerken, dass jeder Körper anders tickt und jeder Körper die Geburt anders wegsteckt. Einige Frauen berichten davon, dass sie erst nach mehreren Monaten wieder ins Lauftraining einsteigen können, da die Beckenbodenmuskulatur noch nicht ausreichend gefestigt ist. Mein Beckenboden fühlte sich sehr gut an und ich hatte allgemein ein sehr gutes Körpergefühl.
Acht Wochen nach der Geburt nam ich spontan bei einem Lauf über 10 km gemeinsam mit meiner Tochter teil.
Im Vorjahr hatte ich diesen Lauf gewonnen und in diesem Jahr stellte ich mich bewusst als letztes in den Startblock. Viele bekannte Gesichter an der Strecke ließen die 10 km wie im Flug vergehen. Meine Tochter fand es super, sie hat die ganze Zeit geschlafen. Nach circa 54 Minuten überquerten wir gemeinsam die Ziellinie und das bei weitem nicht als letztes.
Jeder von uns Sportlern kennt diesen magischen Moment beim überqueren der Ziellinie. Ich muss sagen, dass ich schon lange nicht mehr so einen Gänsehautmoment erlebt habe. Letztes Jahr stets die Zeit im Blick und den Sieg im Auge war in diesem Jahr alles anders.
Auf einmal stand ich da irgendwo im letzten Drittel aber glücklicher als je zuvor, gemeinsam mit meiner Tochter meinem Hobby nachgehen.
Ist das nicht wunderbar? Auch in dem Fahrrad Anhänger hat sie ihren Spaß. So oft wie möglich an der frischen Luft ,das tut uns doch allen gut.
Wettkampfplanung
Meine letzten Jahre waren geplant durch sportliche Veranstaltungen. Dieses Jahr bin ich einfach nur Mutter.
Ich habe keine größeren Wettkämpfe geplant, lediglich beim Werraman in Eschwege werde ich über die Sprintdistanz starten und in einer Staffel schwimmen.
Lanakila wird auf jeden Fall auch vor Ort auf der Triathlon-Messe vertreten sein, wo man sich die schönen Sachen aus nächster Nähe betrachten kann.
Eventuell werde ich bei der ein oder anderen Laufveranstaltung an der Startlinie zu sehen sein – auch hier ohne jegliche Siegesambitionen und Zeitdruck.
Aber nächstes Jahr soll es dann auf jeden Fall wieder über längere Distanzen gehen. 🙂
Voraussetzung dafür ist allerdings ein starker Background, damit man Zeit zum Trainieren findet. Hier kann ich mich zu 100 % auf meine Familie verlassen. Jeder findet auch mal Zeit für sich und kann seinen Hobbys nachgehen! Dafür bin ich unheimlich dankbar.
Danke fürs Lesen 📖
Eure Anna