In diesem Interview bekommt ihr exklusive Einblicke in Katharinas Leben als Profitriathletin. Sie spricht mit uns über ihren Weg in den Profisport, gewehrt Einblicke in ihren Trainingsalltag und die Herausforderungen, die damit einhergehen. Außerdem erzählt sie, welche Erfahrungen sie bei ihrem ersten Rennen der T100-Serie in San Francisco gemacht hat. 

1. Was hat dich damals vom Schwimmen zum Triathlon gebracht?

Schon als Kind habe ich mit meiner Familie an Schnuppertriathlons und Bambini Wettkämpfen teilgenommen, so just for fun und im Ziel hat man dann ein Kuscheltier bekommen und sich darüber total gefreut. Aber eigentlich war ich zu diesem Zeitpunkt reine Schwimmerin. Als Schwimmerin bin ich dann irgendwann täglich ins Wasser gesprungen und konnte mich zwei Mal für die Deutschen Jahrgangsmeisterschaften in Berlin qualifizieren. Das reine Kachelzählen wurde mir aber irgendwann zu langweilig und in der Oberstufe mit immer mehr Freistunden wurde die Kombination aus Schule und Sport schwieriger. Somit habe ich entschieden, auf ein Sportinternat zu gehen und dort als Triathletin durchzustarten. Ich bin bei der Kadersichtung direkt in den Kader gekommen und damit ging meine Triathlonreise los und die Entscheidung aufs Sportinternat nach Essen zu gehen, würde ich immer wieder treffen.

2. Wie bist du zur Profilizenz gekommen und welche entscheidenden Schritte waren dafür nötig?

Nachdem ich in Essen mein Abi gemacht habe, bin ich nach Potsdam an den Bundesstützpunkt gegangen und habe dort auf den kurzen Strecken trainiert. Leider habe ich mir bei einer Trainingsausfahrt den Ellbogen gebrochen, was durch Nebenwirkungen etc. leider zu einem längeren Ausfall führte. Ich war viel in der Heimat und habe mir Gedanken über meine sportliche Zukunft gemacht. Die Mittel- und Langdistanz hat mich schon immer motiviert und es war schon als Kind mein Traum beim Ironman zu starten, als ich meinen Dad vom Streckenrand in Frankfurt, Hawaii und co. angefeuert habe. Nach meinem Sturz hat mir meine Schwimmleistung etwas zu schaffen gemacht und ich dachte, das ist die Chance mal eine Mitteldistanz auszuprobieren (da das Schwimmen dort nicht so relevant war, wie beispielsweise in der 1. Bundesliga). Ich habe mich also 2019 als Age Grouperin bei meinem ersten Ironman 70.3 in Marbella angemeldet und konnte auch direkt meine AK gewinnen und den WM Slot lösen. Danach hab ich in dem Jahr noch 2 weitere Mitteldistanzen gemacht und gewonnen und konnte bei der WM 4. In meiner AK werden. Schnell wurde mir bewusst, dass ich diese Streckenlänge wirklich toll fand und ich brauchte eine neue Herausforderung. Somit habe ich nach der 1. Saison auf der Mitteldistanz dann direkt meine Profilizenz gezogen und dachte no risk, no fun. Durch Corona war die erste Profi Saison unberechenbar und es gab nicht viele Rennen. 2021 konnte ich dann aber endlich als Profi durchstarten und gewann meine 1. Mitteldistanz beim wundervollen Apfellandtriathlon (im Speedsuit bei heißen Temperaturen und super kommentierten Livestream von Pushing Limits und Till Schenk ;)). Und dann war ich in dem Profileben auch schon angekommen. Konnte mich ein paar Wochen später für die 70.3 WM in Utah qualifizieren und es kamen immer mehr Rennen als Profi hinzu.

 

3. Wie sieht ein typischer Trainingstag bei dir aus?

Also im Moment genieße ich lange Trainingstage eher am Wochenende und freue mich schon ein bisschen auf die Sommerferien. Da ich gerade mein Referendariat mache und daher die Vormittage an der Schule verbringe, ist es unter der Woche ein Jonglieren der verschiedenen Aufgaben mit manchmal wechselnden Prioritäten. Das kennen glaube ich sehr viele 😉

4. Wie gestaltest du deinen Ernährungsplan?

Einen gewissen Ernährungsplan verfolge ich bewusst nicht. Ich versuche meine Ernährung dem Training anzupassen, das bedeutet vor allem nicht zu wenig zu essen. Früher habe ich versucht gezielt abzunehmen und mit Tracking Apps und Ernährungstagebüchern arbeiten müssen. Jetzt esse ich meist das worauf ich Lust habe (was aber schon Sinn machen sollte, also es gibt jetzt nicht jeden Tag Pommes oder so ;)) und achte vor allem darauf, dass ich die Einheiten ausreichen verpflege. Also eher mehr als zu wenig ist das Motto.

5. Was sind für dich effektive Regenerationsstrategien?

Schlafen 😉 Also ich kann sehr viel schlafen, ein Talent von mir. Aber auch eine gute Ernährung, Blackroll, regenerative Einheiten und gelegentliche Physiobesuche sind hilfreich.

6. Welche Erfahrungen hast du im Umgang mit mentalen Tiefs, Verletzungen oder Rückschlägen gemacht und was hat
dir in solchen Phasen geholfen?

Ich habe schon mit mehreren Mentaltrainern zusammengearbeitet und mir aus verschiedenen Quellen ein paar Tipps abgeholt. Vor allem hilft mir aber ein gutes Umfeld von meinem Freund und meiner Familie.

Und nach jedem Tief kommt auch wieder ein Hoch! Ich versuche dann die Welt nicht komplett schwarz zu malen und die positiven Aspekte zu suchen. Der nächste Wettkampf kommt ja meist irgendwann und dann heißt es Fokus darauf.

7. Was ist deine Lieblingsdisziplin?

Schwierige Frage. Ich habe keine wirkliche Lieblingsdisziplin, die Mischung macht’s. Bei allen Disziplinen liebe ich manches und anderes nicht wirklich. Im Sommer mag ich es zum Beispiel total gerne im Freibad zu Schwimmen, im Winter gehört Schwimmen eher zu meinen Hassdisziplinen. Aber auch tolle lange Radtouren mit guter Begleitung oder Tempoläufe können so viel Spaß machen. Die Mischung macht es einfach. Generell trainiere ich viel alleine und bekomme das auch gut hin. Aber so eine lange lockere Radtour mit meinen Brüdern oder Freunden bei gutem Wetter kann eigentlich nur gut werden.

8. Worauf bist du in deiner Pro Karriere am meisten stolz?

Ich glaube auf meinen Hattrick beim Allgäu Triathlon, weil ich dieses Rennen einfach liebe. Und auch auf die 70.3 WMs und jetzt das T100 Rennen in San Francisco, einfach das Rennen alleine als Escape of Alcatraz und dieses Abenteuer drum herum. Ach und eine Woche danach konnte ich mein erstes Ironman 70.3 Profi Podium einholen, das war auch ziemlich toll.

9. Wie kam es zu deinem ersten T100 Rennen und wie hast du dich gefühlt, als du davon erfahren hast?

Ich habe von World Triathlon eine Mail bekommen und direkt darauf hat mich auch die DTU angerufen und mir mitgeteilt, dass ich eine Wildcard bekomme. Zu dem Zeitpunkt war ich in der Schule und musste erstmal kurz meine Gedanken sammeln. Dann ging alles ganz schnell. Ab nach Hause, Telefonate geführt, mit meiner Trainerin gequatscht und meine Mum hat sogar direkt gesagt, dass sie mich supportet und mitfliegt. Also hieß es Flüge buchen und Neoprenkappe, -socken etc. kaufen, alles packen und ab nach San Francisco. Es war alles total aufregend und eine einzigartige Erfahrung.

10. Welche Eindrücke und Erfahrungen hast du während deinem ersten T100 Rennen gesammelt?

Auf jeden Fall, dass die PTO da einen super Job macht. Es war alles sehr professionell mit Fotoshooting, Racehotel, Mechanikern etc. Das Rennen an sich war für mich sehr hart, aber auch eine großartige Erfahrung. Nachts gings los Richtung Fähre und dann Richtung Alcatraz und wann erlebt man sowas schon. Mit den besten der Besten unseres Sports zusammen auf dem Boot zu sitzen und dann von dort ins Meer zu springen und danach 80km auf dem Rad zu ballern, es ging nur hoch oder runter und irgendwann war ich wirklich kaputt. Aber es war wirklich eine unglaubliche Erfahrung und ich würde es jederzeit nochmal machen.

11. Welche sportlichen und persönlichen Ziele hast du dir für die Zukunft gesetzt?

Weitere 70.3 Podiumsplatzierungen, erfolgreiches Referendariat

12. Was ist dein wichtigster Rat für alle, die ihre sportlichen Ziele erreichen möchten?

Glaubt an euch und lasst euch von Niemandem reinreden, der an euch zweifelt!

Vielen Dank, Katharina, für deine offenen Einblicke und die ehrlichen Gedanken!